"Mulishani" - Osterparty im Jugendzentrum und die Sprache Bemba

08. bis 09. April 2018

Sonntagmorgen erlebte ich meinen ersten Gottesdienst in Sambia. In der Kirche hier gibt es jeden Sonntag zwei Messen in Bemba und eine in Englisch, wobei die Messe in Englisch nicht besonders gut besucht ist. Der Gottesdienst unterscheidet sich ziemlich stark sowohl von deutschen als auch von kamerunischen Gottesdiensten. Von der Länge her passt er eher zu einem deutschen Gottesdienst (60 bis 90 Minuten), getanzt wird (in der englischen Messe) nicht so viel, es begleitet aber auch ein Chor immer musikalisch. Außerdem wird viel weniger gestanden als bei uns im Gottesdienst. So wird zum Beispiel für das Schuldbekenntnis, Kyrie und den Segen gekniet und beim Evangelium wird gesessen. Ich dachte immer, dass diese Sachen liturgisch festgeschrieben wären, da es zwischen Kamerun und Deutschland in diesem Fall keine Unterschiede gibt.

St. Mary's Parish nach der englischen Messe
Nach dem Mittagessen meinte Fr Njolo (der das Jugendzentrum leitet) zu mir: „Du kennst doch sicher viele Kinderspiele, oder?“ Als ich zögerlich bejahte, ging er sogleich mit mir nach draußen, stellte mich den Frauen vor, die für das Programm der am Nachmittag stattfindenden Osterparty verantwortlich waren, und sagte, dass ich bestimmt meine Ideen beitragen könnte. Ein paar Stunden später stand ich dann inmitten von 100 Kindern, mit denen ich etwas spielen sollte – glücklicherweise sind viele Spiele ja doch recht international, so kannten die Kinder „Wer hat Angst vor’m weißen Hai“ als „Who is afraid of the lion“.

Allgemein läuft das Spielen bei so einer Feier hier aber ganz anders ab als bei uns. Als ich nach Spielideen gefragt wurde, habe ich nachgegrübelt, was man denn mit so vielen Kindern auf einmal spielen könnte oder was so einfach zu verstehen war, dass man es auch mehrmals kleineren Gruppen erklären konnte. Es wurde allerdings (bis auf „Who is afraid of the lion“) gar nichts mit allen Kindern gespielt. Stattdessen saßen die Kinder in Stuhlreihen vor der Bühne des Jugendzentrums, auf der dann das Programm stattfand. Dabei wurden für ein Spiel immer einzelne Kinder ausgewählt, die auf der Bühne gespielt haben, während die anderen zuschauten. Ich habe anfangs daran gezweifelt, dass das allen Spaß machen würde, weil ich dachte, dass die zuschauenden Kinder bestimmt gelangweilt davon wären, aber dem war überhaupt nicht so. Während auf der Bühne Reise nach Jerusalem und Stopptanz gespielt wurde, wurde von unten kräftig angefeuert und die Stimmung war die ganze Zeit über fantastisch ohne einen Hauch von Langeweile. Der Sieger eines Spieles durfte übrigens als „Gewinn“ allein auf der Bühne vor den anderen tanzen, was auch jeder mit Stolz gemacht hat. Sowieso ist es interessant zu sehen, wie das Tanzen bei allen möglichen Veranstaltungen einfach dazugehört und nicht nur ein Abendprogramm ist und wie gerne die Leute auf der Bühne stehen und überhaupt keine Scham davor haben, vor anderen zu sprechen, zu singen oder gar zu tanzen. Fr Musenge (der andere Priester im Kloster) meinte beim Abendessen zu mir: „In Europa ist es schwierig, die Leute auf die Bühne zu kriegen; in Afrika ist es schwierig, sie wieder herunterzuholen.“ Recht hat er wohl damit.

Zum Abschluss wurde natürlich etwas gegessen, da durfte ich dann zum ersten Mal das „sambische Nationalgericht“ probieren – Nshima. Nun gut, zum ersten Mal probieren, war dann doch hochgegriffen, denn abgesehen vom Namen gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Nshima und Fufu, es ist auch ein Maisbrei. Dazu gab es Kohl und Würstchen – Dass hier Wurst gegessen wird, hat mich gewundert, denn in Kamerun kannten die Leute diese Art von Fleisch nicht einmal.

Montagmorgen hatte ich meine erste Bemba-Stunde mit Bruce. Bemba ist die lokale Sprache hier, allerdings gibt es in Sambia nicht bei weitem so viele lokale Sprachen wie in Kamerun (Kamerun hatte über 250, die aktiv gesprochen werden), weshalb Bemba sehr viel verbreiteter ist als Lamnso und fast im ganzen Land gesprochen wird. Dadurch ist aber natürlich Englisch nicht so weit verbreitet und auch wenn in der Schule zumeist in Englisch unterrichtet wird, läuft so ziemlich alles andere auf Bemba. Der wichtigste Ausdruck in Bemba ist wohl „Eya mukwai“; das kann wahlweise „Ja“, „Okay“, „Danke“, „Gern geschehen“ oder auch so ziemlich jegliche andere Antwort auf einen Gruß sein. So antwortet man zum Beispiel auf „Mwashibukeni“ (Guten Morgen) „Eya mukwai“. Mukwai ist ein Ausdruck des Respekts, der an so ziemlich jeden Satz gehängt wird, wenn man sich zum Beispiel mit Älteren unterhält. Die übliche Begrüßung den ganzen Tag über ist übrigens „Mulishani“ (Wie geht’s dir?“) – „Bwino“ (Gut), daher sagen die Leute auch auf Englisch zur Begrüßung meist nicht „Hello“ oder „Good afternoon“, sondern „How are you?“.

Außerdem gibt es noch zahlreiche Begrüßungen für alle möglichen Lebenslagen (Wenn man von der Arbeit kommt, wenn man einen Gast begrüßt, wenn man jemanden einfach so auf der Straße trifft, …) Die am häufigsten genutzte ist da wohl „Mwabombeni mukwai“ – so grüß man jemanden, der gerade arbeitet oder von der Arbeit kommt (was wird darauf wohl geantwortet?). Das finde ich interessant, denn in Kamerun hat man jemanden, der arbeitet, auch mit „Ashia“ (bzw. „Tavsin“ in Lamnso) oder „Ashia for Work“ (bzw. „Tavsin lim“) begrüßt, während es im Deutschen überhaupt keinen Ausdruck dafür gibt.
Auch bei Bemba spürt man aber im täglichen Gebrauch eindeutig Einflüsse aus dem Englischen. So werden Wochentage und Zahlen zum Beispiel immer auf Englisch gesagt und bei Gesprächen bekomme ich oft irgendwann mit, worum es geht, weil die Leute anfangen, mit Englisch zu mixen.

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