Drei Tage im Auto

03. bis 10. Juni 2018

Anders als in Deutschland wurde Fronleichnam in Sambia nicht am Donnerstag, sondern erst am darauffolgenden Sonntag gefeiert, allerdings auch nur in sehr kleinem Rahmen. Normalerweise gibt es sonntags drei Messen, die erste Bemba-Messe um 7 Uhr, dann die englische Messe um 9 Uhr und eine zweite Bemba-Messe um 10:30 Uhr. Da die Fronleichnamsprozession zur Bemba-Messe gehören sollte, wurde an diesem Sonntag die englische Messe nach vorne verlegt, sodass sich an die Bemba-Messe ohne Zeitdruck eine kleine Prozession anschließen konnte. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf „klein“, denn im Prinzip liefen wir einfach nach dem Gottesdienst einmal um die Kirche herum und damit war das Fronleichnamsfest auch schon beendet. Allgemein habe ich das Gefühl, dass die Sambier nicht oft groß feiern, denn Christi Himmelfahrt bekam nahezu gar keine Beachtung (und wurde auch auf den folgenden Sonntag verschoben) und auch Pfingsten wurde nur einen Tag und ohne irgendeine Besonderheit gefeiert.

Fronleichnamsprozession
Der angekündigte Platz im Auto für die Fahrt in den Norden gestaltete sich dann doch etwas schwieriger als erwartet, da das Auto, dass die beiden Priester (Fr Musenge und ein Priester aus Lusaka) zur Verfügung gestellt bekommen hatten, nur zwei Plätze hatte. Nach ein bisschen hin und her bekamen sie allerdings ein größeres Auto, sodass ich doch mitfahren konnte. Dienstag, um vier Uhr in der Früh ging es los, denn vor uns lagen 900km bis nach Lufubu, einem kleinen Ort in der Luapula Provinz im Norden Sambias. 900km nicht nur, weil das Land groß ist, sondern auch, weil wir einen Bogen um den Kongo herumfahren mussten. Wären wir durch das Land einfach durchgefahren (was für mich aber wegen dem Visum nicht möglich war), wäre der Weg wesentlich kürzer gewesen. Der erste Teil der Strecke gestaltete sich so, wie ich Sambia bereits kannte: eine endlos lange Straße in einer sich kaum verändernden Umgebung. Sambia ist ein ziemlich flaches Land und viele der Straßen verlaufen so gerade, dass man nicht einmal die nächste Kurve erspähen kann. Das kann auch sehr beeindruckend sein!

Den Beginn der Lupala Provinz bildet der Fluss Luapula, über den eine lange Brücke führt, da er sich über das Ufer hinaus schon ausgedehnt hat. Generell finden sich in dieser Provinz bzw. im ganzen Norden Sambias viele Flüsse und große Seen, weshalb die meisten Menschen hier Fischer sind – dies ist für sie nicht nur ein Beruf, sondern damit geht auch ein ganzer Lebensstil einher, wie mir erzählt wurde. Die meisten Fischersfamilien leben komplett für’s und vom Fischen, weshalb die Kinder sehr unregelmäßig oder gar nicht in die Schule gehen. Die einzige wichtige Bildung ist der Fischfang, nicht aber der übliche Schulunterricht. Auch wenn die Menschen anfangs arm erscheinen, verdienen viele eine Menge Geld durch den Fischfang, legen allerdings auf ganz andere Dinge wert als wir das vielleicht tun würden. So ist ein eigenes Haus zum Beispiel vielen Menschen eher unwichtig und es ist nicht unüblich, dass die Menschen nur unter einem Dach am Flussrand schlafen, dafür kaufen sie sich in der Stadt regelmäßig schicke Klamotten und es kann vorkommen, dass ein Mann im schicksten Anzug auf den See hinausfährt.

Um die Mittagszeit erreichten wir Mansa, eine Kleinstadt in der Luapula Provinz, in der auch Salesianer lebten. Dort machten wir Mittagspause, wobei ich vier weitere deutsche Freiwillige traf, die dort für ein Jahr leben und hauptsächlich in einer Schule mitarbeiten, aber auch (wie ich) das Kloster- bzw. Gemeinschaftsleben der Salesianer miterleben. Nach Mansa weiter in Richtung Norden veränderte sich nun tatsächlich die Landschaft ein wenig, es wurde grüner und anstatt Maisfelder erstreckte sich wilder Wald am Wegesrand. Auch der ein oder andere Hügel folgte, noch lange nichts, was die Bezeichnung „Berg“ verdient hätte, aber doch ein wenig Abwechslung in der Landschaft. Ein Teil der Strecke ging außerdem direkt an der Grenze zum Kongo entlang, die ein Fluss bildet und wo die Natur noch sehr unberührt ist und die Wälder und Flüsse dadurch für mich besonders eindrucksvoll wirkten.

Am späten Nachmittag erreichten wir endlich das Ziel unserer Reise, das Haus der Salesianer in Lufubu, in dem zurzeit ein amerikanischer Bruder, ein Aspirant und zwei amerikanische Freiwillige leben. Insgesamt gibt es in Sambia sieben Häuser der Salesianer und zu ihrem Konzept gehört es, da sie sich ja besonders für die Jugendarbeit berufen fühlen, immer ein Jugendzentrum, Oratorium genannt, direkt am Kloster zu haben. Dieses Jugendzentrum ist am Nachmittag für alle Jugendlichen, egal welcher Religion geöffnet und schafft sowohl einen ungezwungenen Treffpunkt für die Jugendlichen als auch Angebote wie zum Beispiel Fußballteams, Computerunterricht, etc. Je nachdem, was am jeweiligen Standort gerade möglich ist. Außerdem endet das Oratorium immer, indem alle zusammenkommen (bzw. manchmal wird in eine Kinder- und eine Jugendgruppe unterteilt), es Ankündigungen, einen Good Night Talk (ein paar inspirierende Worte von jemandem), Bible Sharing und gemeinsames Gebet gibt. Ich erlebte an dem Abend noch, wie in Lufubu das Oratorium beendet wurde, wobei das Gelände des Jugendzentrums hier wesentlich kleiner ist als das in Kabwe und auch weniger Jugendliche, dafür mehr Kinder da waren. Das liegt daran, dass es in Lufubu keine weiterführende Schule gibt und somit die Jugendlichen, die die Grundschule beendet haben, zum größten Teil Internate besuchen müssen und somit nur in den Ferien Zuhause sind.

Neben dem Oratorium haben die Salesianer außerdem meist noch ein „Hauptprojekt“, zum Beispiel eine Schule, ein Waisenhaus oder Ähnliches. In Lufubu ist dies das „Agriculture Project“, eine Schule für Landwirtschaft, die ich mir am nächsten Morgen ansah. Damit auch Schüler von weiter weg kommen können, gibt es auch die Möglichkeit für sie, dort zu leben.

Danach bin ich mit den beiden Pfarrern nach Kawambwa, nochmal etwa zwei Stunden mit dem Auto weiter in Richtung Norden, gefahren. Dort wollten die beiden eigentlich jemanden treffen, allerdings war diese Person nicht anzutreffen und so besuchten wir letztendlich nur noch Verwandte von Fr Musenge, da er ursprünglich aus dem Ort stammt. Mit den zwei Stunden Autofahrt zurück nach Lufubu verbrachte ich auch diesen Tag zu einem großen Teil im Auto. Auf dem Rückweg kamen wir außerdem noch an einem ziemlich großen und beeindruckenden Wasserfall vorbei, leider habe ich jedoch ein großes Talent dafür entwickelt, entweder mein Handy ganz zu vergessen oder einen leeren Handyakku zu haben, deshalb gibt es leider von der ganzen Reise keine Bilder.

Da wir am nächsten Tag schon wieder nach Kabwe zurückwollten, ging die Reise erneut früh am Morgen los. Diesmal stoppten wir zum Frühstück in Mansa, was sich jedoch zu einer dreistündigen Unterbrechung hinzog, da die beiden Pfarrer noch Dokumente dort fertigstellen mussten. Nach weiteren acht Stunden im Auto kamen wir wieder in Kabwe an und mein Körper war nach diesen drei Tagen im Auto über etwas Bewegung dankbar.

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