Kirche und Glaube Teil 3 - Das geistliche Leben

In der Reihe „Kirche und Glaube“ geht es darum, wie ich diesen prägnanten Teil meiner Auslandserfahrung in den Ländern Kamerun und Sambia erfahren habe. Heute möchte ich euch erzählen, wie es sich mit dem Leben der Geistlichen, also Priester und Ordensleute, verhält und welche Erfahrungen ich vor allem in meinen drei Klostermonaten in Sambia gesammelt habe.

Während wir in Deutschland ständig über Priestermangel klagen und beim Stichwort Orden verstaubte Klöster mit alten, den ganzen Tag betenden Nonnen im Sinn haben, ist die Realität in Kamerun und Sambia eine andere. Dort entscheiden sich noch viele junge Männer für das Priestertum und auch viele junge Frauen treten ins Kloster ein. Das hat meiner Ansicht nach zwei Gründe. Einmal wird das Leben als Geistlicher einfach nicht so alt und verstaubt gesehen wie in Deutschland und das Ordensleben ist auch – zumindest so, wie ich es in Sambia erlebt habe – offener und viel lebendiger, zum anderen bedeutet dieses Leben aber auch meist größeren Wohlstand. Denn auch in einer allgemein eher armen Gesellschaft hat die Kirche Geld und das bedeutet, dass man als Priester, Ordensschwester oder –bruder einen wesentlich höheren Lebensstandard haben kann als der Rest der Bevölkerung. Dazu kommt, dass man ein hohes Ansehen genießt und in den sehr festen hierarchischen Strukturen weit oben steht. So werden Führungspositionen in kirchlichen Einrichtungen für gewöhnlich ausschließlich mit Geistlichen besetzt.

Eingang zu dem Kloster, in dem ich in Sambia gelebt habe
Gerade in Orden, in denen die Priester, Brüder und Schwestern ja eigentlich ein Leben in Armut gelobt haben, sehe ich diesen Wohlstand zum Teil sehr kritisch. Die Armut wird oft nur so verstanden, dass man als Einzelperson keinen oder sehr wenig Besitz hat, da alles der Gemeinschaft gehört, dafür ist die Gemeinschaft als Ganze allerdings zumeist absolut nicht arm. Für gewöhnlich sind es die Ordensleute, die Autos besitzen, stets Strom und fließendes Wasser haben, überhaupt in gut gebauten Häusern leben und Luxusgüter besitzen. Gleichzeitig verstehe ich mittlerweile auch, weshalb dieser Wohlstand für Geistliche, vor allem Priester, doch zum Teil selbstverständlich sein sollte, denn es ist auch eine Realität, dass gerade diese oftmals sehr viele Verpflichtungen, also sehr viel Arbeit haben. Natürlich brauchen sie dann ein Auto, natürlich haben sie dann auch nicht die Zeit, lange Wasser schleppen zu gehen und können nicht so einfach auf Strom verzichten. Allerdings habe ich leider auch den Eindruck, dass der Weg als Geistlicher für viele junge Menschen deshalb so attraktiv ist, weil er ein sicheres und gutes Leben bedeutet.

Aber auch etwas anderes macht das Ordensleben in den beiden afrikanischen Ländern meiner Ansicht nach attraktiver als in Deutschland, denn Orden sind viel präsenter, genießen einen ganz anderen Ruf als in Deutschland. Auch mein eigenes Bild von Klöstern war voll von Vorurteilen und sehr verstaubt, bevor ich nach Kamerun gegangen bin. Ich hatte Bilder von riesigen Klosteranlagen im Kopf, in denen ein paar alte Nonnen oder Mönche den ganzen Tag beten, fern von der Realität. Ich wusste zwar, dass auch in Deutschland Ordensleute zum Teil in Schulen, Krankenhäusern oder ähnlichen sozialen Einrichtungen arbeiten, doch kannte niemanden so wirklich und hatte daher nicht im Sinn, dass auch sie ganz normale Berufe ausführen könnten. Ja, auch für mich waren Ordensleute irgendwie eine andere Spezies, kaum mit „normalen“ Menschen zu vergleichen. Doch schnell habe ich gelernt, auch Ordensschwestern und –brüder sind letztendlich ganz normale Menschen. In Kamerun und Sambia ist das den Menschen bewusst, da das Ordensleben so normal und öffentlich ist. Vor allem in Sambia habe ich erfahren, was das Ordensleben für die jungen Leute attraktiver macht: Sie können auch als Schwester, Bruder oder Priester ganz normale Berufe ausüben. Nicht nur in eigens vom Orden geführten Krankenhäusern, Schulen oder Jugendzentren arbeiten, sondern auch in staatlichen Einrichtungen oder welchen, die von anderen Organisationen geführt werden. Sie führen also ein ganz normales Leben mit dem Unterschied, dass sie statt in einer Familie in der Gemeinschaft leben und außerhalb der Arbeitszeit natürlich noch den Verpflichtungen wie Gebeten, Gottesdiensten etc. nachgehen. Die einzelnen Klöster sind meist übrigens auch viel kleiner als wir das aus Deutschland kennen. So ist es nicht unüblich, dass in einem Kloster nur drei oder vier Leute gemeinsam leben, wodurch eine sehr familiäre Atmosphäre entsteht.

Die Kapelle im Kloster in Romajay (Kamerun)
Im Bistum Kabwe in Sambia habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich mehr junge Männer dazu entscheiden, Ordenspriester als Diözesanpriester zu werden, weshalb auch die Ordenspriester oft Pfarreien leiten. In Kamerun gibt es eine andere Besonderheit auf dem Weg zum Priestertum, denn hier gibt es nicht nur das Priesterseminar, sondern bereits das sogenannte Minor Seminary, also kleines Seminar. In dieses können Jungs schon mit ungefähr 10 Jahren eintreten und werden ab da bereits auf den Priesterberuf vorbereitet. In Sambia gab es diese Minor Seminarys ebenfalls, sie wurden allerdings – wie mir gesagt wurde – abgeschafft, da die meisten sich danach gegen das Priestertum entschieden.

In diesem Post soll auch nicht unerwähnt bleiben, welche Arbeit die Kirche leistet. So sind viele Schulen sowohl in Kamerun als auch in Sambia von der Kirche geführt und auch die Sozialarbeit geht fast ausschließlich von den Kirchen aus. In Kumbo sind beispielsweise beide Krankenhäuser kirchlich geführt – eines von den Katholiken, eines von den Baptisten. Außerdem bieten Orte wie das Justice & Peace oder das Family Life Office auch Anlaufpunkte für Menschen anderer Religionsgruppen. In Kamerun ist mir außerdem aufgefallen, dass es (soweit ich das bemerkt habe) nur eine kirchliche Krankenversicherung gibt. Dort, wo der Staat oft seine Verantwortung für die Bürger nicht wahrnimmt, übernimmt diese dann die Kirche.

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