Von vielen Osterkerzen und den Startschwierigkeiten unseres Drama Clubs

05. Februar bis 04. März 2018

Nach unserem Zwischenseminar ging die Arbeit im Jugendzentrum so weiter wie zuvor, allerdings verbrachten wir nun sehr viel Zeit in der Küche und schälten Kürbiskerne, die hier Egusi genannt werden - eine unfassbar langwierige Angelegenheit. Für das nächste Wochenende hatten uns die Sisters aus Romajay eingeladen, um ihnen beim Bemalen der Osterkerzen zu helfen, da sie viele Aufträge hatten und kaum wussten, wie sie diese alle bewältigen sollten. Also nisteten Eli und ich uns am Freitag wieder dort ein und fühlten uns diesmal gleich heimisch, da das ganze Kloster mittlerweile sehr vertraut ist. Bis Montagnachmittag bemalten wir Kerzen, beteten und sangen mit den Sisters und verbrachten Zeit mit Alice, einer französischen Freiwilligen, die seit Ende Januar dort lebt.
fleißig am Malen

die Osterkerzenproduktion unseres Wochenendes
Donnerstagnachmittag sollte eigentlich zum ersten Mal der Drama Club im Jugendzentrum starten, den wir schon seit Beginn unseres Aufenthalts planten, doch dieser Start wurde durch einen Zwischenfall vereitelt. Am Mittag saßen wir in der Feuerküche des Jugendzentrums und halfen dort, das Essen für die Arbeiter am Tor, das gerade erneuert wurde, zuzubereiten. Um ihnen das fertige Essen zu bringen, ging Eli zum Tor und kam mit den Worten "Etwas ist passiert" wieder. Als sie dort war, hat sich auf einmal schlagartig die Straße geleert, alle haben ihre Stände abgebaut und sind in die Häuser hineingerannt, auch die Jugendlichen aus dem Jugendzentrum sind schnell im Computer Department verschwunden. Der Pfarrer, der beim Radio (das sich im Jugendzentrum befindet) arbeitet, hat ihr dann erzählt, dass jemand in Kitiwum (der nächste Stadtteil hinter Junction/ Bamkika'ay) erschossen wurde, noch nicht klar sei, wer es gewesen war, und die Menschen nun Angst hätten, dass das Militär oder die Separatisten nun als Racheakt hierher kämen. In den letzten Tagen sind schon häufiger Menschen auf beiden Seiten erschossen worden, allerdings bislang meist in der Nacht und noch nicht bei helllichtem Tage. Selbst in der Feuerküche habe ich gehört, wie es auf den Straßen innerhalb von wenigen Minuten still wurde und sich nichts mehr draußen bewegte. Wir arbeiteten normal weiter und bis wir uns auf den Nachhauseweg begaben, war es auch wieder lebendiger auf den Straßen, allerdings hatten alle Shops noch immer geschlossen und es fuhren nur wenige Bikes. Am Nachmittag erschien aber leider niemand zu unserem geplanten Treffen des Drama Clubs.

Wie auch schon vor unserem Zwischenseminar einmal fuhren wir an diesem Wochenende wieder mit zur Youth Enrichment Week, diesmal nach Nkor. Das war wirklich schön, da dort unglaublich viele und sehr motivierte Jugendliche waren, wodurch die große Kirche gefüllt und die Stimmung fantastisch war. Interessant war hier außerdem, dass wir gar nicht so weit weg von Kumbo waren, aber bereits eine andere Sprache (statt Lamnso Noni) gesprochen wurde, in der uns auch am Abend gleich ein paar Kinder unterrichteten.

Auch in der nächsten Woche konnte der Drama Club noch nicht stattfinden, denn als wir gerade auf dem Weg von unserem Häuschen runter zum Jugendzentrum waren, begegneten wir unserem Nachbarn, der uns riet, besser zu Hause zu bleiben, da gerade jemand an Junction verhaftet worden war und die Leute schon wieder ängstlich in ihre Häuser rannten. Uns blieb also nichts anderes als zu hoffen, dass so etwas nun nicht jeden Donnerstag passieren würde. Ein weiteres Erlebnis, dass uns die angespannte derzeitige Situation näherbrachte, geschah am folgenden Tag, denn auf dem Weg nach Mbve zum Markt, saßen wir auf dem Bike, als auf einmal einige Leute uns entgegen liefen und etwas in Lamnso riefen, was weder Eli noch ich verstand. Der Bikefahrer hielt an und erklärte, dass er nicht weiterfahren würde, wir sollten absteigen, dort drüben sei das Militär. Da die Straße dennoch nicht vollkommen aufgelöst zu sein schien, gingen wir weiter in Richtung Markt, als die Straße entlang auf einmal zwei Transporter mit bewaffneten Soldaten entlangfuhr, beide das Gewehr vorne im Anschlag. Das war tatsächlich etwas furchteinflößend, das Treiben auf der Straße ging allerdings normal weiter, abgesehen von ein paar jungen Männern, die davon rannten – seit um den 01. Oktober herum wahllos Männer verhaftet wurden, haben diese große Angst vor dem Militär.

Da wir nun das erste Mal seit langem mal wieder ein Wochenende Zuhause verbrachten, nutzte ich den größtenteils freien Samstag dazu, mir Rastas flechten zu lassen. Es war gut, dass ich dafür nicht nur einen halben Tag eingeplant hatte, denn obwohl ich schon um halb 9 da war und nicht warten musste, verließ ich den Haarsalon erst gegen 15 Uhr wieder. Das Flechten von so kleinen Zöpfen braucht nun mal erst recht bei langen Haaren (für die Zöpfe wird Kunsthaar in echtes Haar hineingeflochten, die meisten Kamerunerinnen haben allerdings keine langen Haare, da geht das dann ein wenig schneller) seine Zeit. Es hat nicht wehgetan, aber ich muss schon sagen, dass ich das Gewicht, das danach mehr auf dem Kopf war, deutlich gespürt habe. Am Nachmittag picknickten wir direkt vor unserer Haustür, da sich die anderen Freiwilligen von uns und Kumbo verabschiedeten – ihre Organisation hatte beschlossen, sie aus dem anglophonen Teil zu nehmen, dafür haben sie nun Ersatzplätze im frankophonen Teil gefunden.

Picknick vor der Haustür
Am Sonntag nahm Fr Francline Eli und ich mit nach Mbiame zum Gottesdienst, da dort eine Bible Rallye für die Jugendlichen stattgefunden hatte. An der Rallye selbst haben wir leider nicht teilgenommen, es gab aber anscheinend Spiele, Quiz’ und Ähnliches zur Bibel und Texten aus der Bibel, um diese den Jugendlichen näherzubringen. Außerdem fanden am Sonntag nach dem Gottesdienst noch ein Fußball- und ein Handballturnier vor der Kirche statt, davon haben wir allerdings auch nur den Beginn mitbekommen. Fußball und Handball sind hier übrigens zusammen noch mit Basketball die üblichen Sportarten, wobei meist die Jungs Fußball oder Basketball und die Mädchen Handball spielen.

Noch in Mbiame hatte Fr Francline uns von einer Taufe am Nachmittag in Kumbo erzählt, doch bis wir uns auf den Weg nach Hause machen wollten, war uns nicht bewusst, dass er uns dorthin mitnehmen wollte – als sein „Alibi“, nicht so lange dort bleiben zu müssen, wie er lachend verkündete. Nunja, da wir sowieso nichts für diesen Nachmittag geplant hatten, taten wir ihm den Gefallen und begleiteten ihn. Die Feier nach dem Taufgottesdienst war schon in vollem Gange und wir wurden laut vorgestellt. Sogleich hatte auch jemand sein Handy mit einem Videocall in der Hand, denn ein Familienmitglied lebt in Deutschland und musste natürlich sogleich dazugerufen werden, um mit uns deutsch zu sprechen. Nach etwa einer halben Stunde (natürlich mit großzügigem Essen) kam dann der Moment, wegen dem wir eigentlich dabei waren – Als die Gastgeberin Fr Francline erneut etwas zu trinken bringen wollte, zeigte er entschuldigend auf uns, erklärte, dass wir müde wären und er uns noch nach Hause bringen wolle, was natürlich eine verständliche Ausrede war, weshalb wir uns schließlich verabschieden konnten.

Wenn die Leute in der Trockenzeit ihre Farm anzünden und es dann doch unerwartet zu regnen beginnt, ergibt sich dieses gespenstische Naturschauspiel
In der folgenden Woche fand nun endlich zum ersten Mal der Drama Club statt. 16:30 Uhr wollten wir uns eigentlich treffen und als gegen 17 Uhr immer noch niemand da war, bis auf ein Mädchen, dass sowieso im Jugendzentrum wohnt, wurden wir doch ganz schön verunsichert – war vielleicht überhaupt niemand interessiert daran, Theater zu spielen? Eine Viertelstunde später konnten wir endlich mit sechs weiteren Jugendlichen starten. Der Start war eine kleine Herausforderung für Eli und mich, da die Jugendlichen eine ganz andere Art des Lernens gewöhnt sind als wir und viele Übungen und Spiele, die Jugendlichen in Deutschland leicht fallen, daher erst mal nicht verstanden haben. Bei allen Übungen habe ich allerdings bemerkt, wie es mit der Zeit besser und besser wurde und die Jugendlichen auch nach anfänglicher Verwirrung großen Spaß hatten.

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