Visumsstress in der Hauptstadt

03. bis 09. Januar 2018

Anfang Januar ging es für uns zum zweiten Mal in Kameruns Hauptstadt Yaoundé, diesmal aus zwei Gründen: um Elis Vater wieder zum Flughafen zu bringen und um unser Visum, das nur für sechs Monate gültig war, zu verlängern. Dabei wagten wir nun zum ersten Mal für eine längere Strecke das Erlebnis „Public Transport“, fuhren also mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Bis nach Bamenda, der Hauptstadt der Region North-West, brachte uns Fr Francline noch am Mittwochmorgen, da er selbst dorthin musste und von dort die großen Reisebusse nach Yaoundé abfuhren. Innerhalb von weniger als zwei Stunden waren wir dort, allerdings fuhr Fr Francline in einem Tempo, in dem einem die Luft wegblieb, während gleichzeitig nebenbei wie zur Beruhigung das Rosenkranzgebet lief. Von dort aus ging es weiter mit einem Reisebus, wo wir feste Plätze hatten. Die Fahrt war lang (etwa 9 Stunden), bis auf die regelmäßigen Passkontrollen gab es keine Pause und während der Fahrt wurden diverse Dinge zum Verkauf angepriesen, wie zum Beispiel die Früchte des Meringo-Baums, der ein wahres Wunderwerk der Heilmedizin sein soll, Zahnbürsten („Wenn Sie diese Zahnbürste Ihrem Ehemann schenken, wird er sich ein ganzes Jahr lang an Sie erinnern!“) oder diverse Pillen und Cremes. Zwischenzeitlich habe ich mich gefühlt als säße ich in einer Verkaufssendung. Entsprechend geschafft und müde erreichten wir am Abend Yaoundé, holten nur am Straßenrand etwas Kleines zum Abendessen und schliefen wie schon bei unserem ersten Besuch in der Bischofskonferenz.

Beim Frühstück am nächsten Morgen lernten wir Ida, eine junge Frau aus Yaoundé, die seit vier Jahren in Darmstadt studiert, kennen. Sie war die Nichte des Leiters des Gästehauses der Bischofskonferenz und ganz erstaunt, jemanden hier deutsch sprechen zu hören. Wir tauschten Nummern aus und sie versprach, uns die Stadt zu zeigen, wenn wir mal nichts zu tun haben sollten. Danach trafen wir uns mit einem Pfarrer, der sich (wie uns in Kumbo versichert wurde), um die Visumsverlängerung kümmern sollte. Der schickte uns wiederum mit all unseren Dokumenten zu einer offiziellen Dienststelle, um jeweils eine Kopie beglaubigen zu lassen. Als wir damit zurückkamen, verkündete der Pfarrer uns, dass wir nicht die Kopien, sondern die Originale hätten beglaubigen lassen sollen – wieso, habe ich bis heute nicht verstanden. Wir ließen es letztendlich aber dabei. Am späten Nachmittag brachten wir Elis Vater zum Flughafen und nach einem schnellen Abschied gönnten wir uns auf dem Rückweg ein leckeres Schokocroissant aus der Bäckerei – sowas gibt es in Kumbo nämlich nicht.

Tags darauf trafen wir erneut den Pfarrer, der uns mit unserem Dokumenten für das Visum zum Ministerium für nationale Sicherheit schickte. Dies war beim Immigrationsministerium und er kannte dort eine anglophone Polizistin, die uns helfen sollte. Also fuhren wir dorthin, um dort schlechte Nachrichten zu erfahren – wir hatten zu wenig Geld dabei. Anscheinend wurde der Betrag für ein Sechs-Monats-Visum in der letzten Zeit erhöht, auf jeden Fall wurde uns in Kumbo etwas anderes gesagt und von diesem Problem erzählten uns auch andere Freiwillige. Wir fuhren also zurück zur Bischofskonferenz, um den Pfarrer um Hilfe zu bitten. Er sollte vom Bistum Kumbo das Geld zugeschickt bekommen, allerdings verkündete er uns nur, dass er nun keine Zeit habe, sich ausruhen müsse und außerdem am nächsten Tag die Bischöfe kommen würden, weshalb wir auch nicht mehr dort schlafen könnten. Zu allem Übel war es auch noch Freitagnachmittag, was bedeutete, dass wir erst am Montag wieder zum Ministerium gehen konnten und bis dahin irgendwie in Yaoundé bleiben mussten.

So kam es, dass wir an diesem Nachmittag in einem kleinen Straßenrestaurant in Yaoundé saßen, ohne zu wissen, wie wir das Geld bekommen und wo wir die nächsten Nächte schlafen sollten, und nicht mehr wussten, ob wir nun lachen oder weinen sollten. Doch als wir später wieder in die Bischofskonferenz kamen, um unser Gepäck, das wir über den Tag dort stehen gelassen hatten, abzuholen, wurden wir mit den Worten „Da wartet eine Frau auf euch, ihr sollt bei ihr schlafen“ begrüßt. Unser vorheriges Gespräch mit dem Pfarrer und wie aufgelöst wir danach waren, hatte eine Frau aus Kumbo, die in Yaoundé lebt, mitbekommen und uns nun eingeladen, bei ihr zu wohnen. So fügte sich nun doch alles wieder zum Guten und wir lebten übers Wochenende bei ihr und ihrer 18jährigen Tochter, die mit uns den Samstag verbrachte. Am Sonntag trafen wir uns mit Ida, die uns den Zoo von Yaoundé (sehr unspektakulär, wenig besucht und eine Tortur für die Tiere) zeigte und mit uns essen ging. Das fehlende Geld wurde nun übrigens an den Cousin von Fr Francline, ein Taxifahrer in Yaoundé, geschickt und uns Sonntagabend übergeben. Montagmorgen machten wir uns also erneut auf dem Weg zum Ministerium für nationale Sicherheit und nach einigem hin und herlaufen wurde uns gesagt, wir sollen am Nachmittag wieder bekommen, um unsere Pässe mit dem neuen Visum abzuholen. Wir nutzten den Tag, um noch etwas von Yaoundé zu sehen, besuchten die Kathedrale und beobachteten die Menschen in einem Park. Leider waren die Visa bis zum Nachmittag jedoch noch nicht fertig, weshalb wir nur mit einer beglaubigten Kopie unseres Reisepasses und einem Schreiben des Ministeriums, dass das Visum in Arbeit sei, mit dem Nachtbus den Weg zurück nach Kumbo antraten.

Die Rückfahrt war auch ein besonderes Erlebnis. Wir hatten Karten für den VIP-Bus besorgt, die nicht viel mehr kosten als die für den normalen Bus, wobei diese Busse auf europäischem Reisebusstandard sind, was nicht nur mehr Komfort, sondern vor allem auch Sicherheit verspricht, weshalb wir die Reise durch die Nacht lieber damit bewältigen wollten. Es war auch sehr gut, bis um etwa 4 Uhr morgens der Bus auf der Straße anhielt – Motorschaden. Die Reisende, die kein großes Gepäck unten im Bus, sondern nur Handgepäck hatten, drängten sich in andere Busse, die auf der Straße hielten, um nach dem Rechten zu sehen, bis der Busfahrer nach einigen Minuten durch den Bus lief und verkündete „Alle Türen zu, Lichter aus! Nicht, dass die Polizei uns bemerkt!“ Während um uns herum nur gemurmeltes „Cameroon!“, „This is Cameroon!“ zu hören war, hielten sich alle an die Anweisungen und wir warteten brav im Bus, bis die Sonne aufging und ein Auto der Busgesellschaft kam, um uns endlich nach Bamenda zu bringen
Unser Reisepass mit neuem Visum erreichte uns aber glücklicherweise wenige Tage später in Kumbo.

You Might Also Like

0 Kommentare